Herkunft und Aufbruch: FFA fördert acht Filmprojekte und 14 Drehbücher mit 4 Millionen Euro

Pressemitteilung vom 23.10.2024

Neue Filme von Caroline Link, Sönke Wortmann, Soleen Yusef und Marcus H. Rosenmüller sowie vier weitere Spiel-, Dokumentar- und Kinderfilmprojekte erhalten nach der jüngsten Sitzung der FFA-Kommission für Produktions- und Drehbuchförderung insgesamt 3.710.000 Euro Förderung. Für fünf Drehbücher, acht Treatments und eine Fortentwicklung bewilligte die Kommission weitere 277.187 Euro. Insgesamt werden somit 22 Projekte mit 3.987.187 Euro gefördert.

Drei der geförderten Spielfilmprojekte basieren auf Vorlagen, die bereits zahlreiche Leser*innen oder Theaterbesucher*innen begeisterten. So verfilmt Soleen Yusef den mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten autofiktionalen Roman „Herkunft“ von Saša Stanišić und erzählt nach „Sieger sein“ erneut eine Geschichte von Zugehörigkeit. An der Adaption seines Romans „Die Ältern“ aus der „Pubertier“-Reihe ist Jan Weiler als Co-Autor beteiligt, er arbeitet dabei zum zweiten Mal nach „Eingeschlossene Gesellschaft“ von 2022 mit Regisseur Sönke Wortmann zusammen. Und auch Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, die Autoren von „Extrawurst“, eines der meistgespielten jüngeren deutschen Theaterstücke, adaptieren ihr Stück selbst fürs Kino; Regie bei der Komödie um eine aus dem Ruder laufende Vereinssitzung führt Marcus H. Rosenmüller, die Hauptrollen übernehmen Hape Kerkeling, Fahri Yardim, Karoline Herfurth und Friedrich Mücke.

Drei weitere Spielfilme erzählen Originalstoffe mit dezidiert weiblicher Perspektive: als Liebesgeschichte zwischen zwei höchst unterschiedlichen Menschen in Caroline Links „Die Jahre mit dir“ mit Jella Haase und Jannis Niewöhner, als Journalismus-Thriller aus der Sicht zweier Frauen, die um Aufklärung über die Unterdrückung der uigurischen Gemeinschaft kämpfen, in Franz Böhms und Suli Kurbans „Keep Her Quiet“ oder als Mystery-Drama mit Blick auf Geschlechterrollen in der Gesellschaft in Jutta Brückners „Die Assistentin“ mit Corinna Harfouch und Sandra Hüller.

Zwei Filmprojekte schließlich bieten Familien ein Wiedersehen mit beliebten Figuren oder Protagonist*innen. Ali Samadi Ahadis verfilmt in „Das Sams und die unglaubliche Verwandlung des überaus schüchternen Bruno Taschenbier“ den Kinderbuchklassiker von Paul Maar, dessen erster Band vor gut 50 Jahren erschien, erstmals als Animation. Und nach dem Erfolg der ersten beiden Checker-Tobi-Kinofilme – Teil 2 war 2023 der besuchsstärkste Dokumentarfilm in den deutschen Kinos – geht Tobias Krell in seinem dritten Kinoabenteuer „Checker Tobi und die heimliche Herrscherin der Erde“ (AT) unter der Regie von Antonia Simm erneut auf Weltreise.

Drehbuch- bzw. Treatmentförderung erhalten u.a. Tamara Denić, Gewinnerin des Studentenoscars 2023 für „Istina“, für ihr Langfilmdebüt „Anela & Silan“, Mara Eibl-Eibesfeldt für die Verfilmung von Andrea Sawatzkis Kindheitserinnerungen „Brunnenstraße“, Robert Thalheim für seine fiktive Künstlerbiografie „Chaplin in Berlin“ und Aslı Özge und Lucas Thiem für ihr Drama „Die Ausländerin“ nach der öffentlichen Selbstverbrennung der türkischen Schriftstellerin Semra Ertan 1982 in Hamburg. Gefördert wird außerdem die Drehbuch-Fortentwicklung von Feo Aladags und Theresa Breuers Politdrama „One Night in Kabul“ über die Ereignisse rund um die Machtübernahme der Taliban.


Die Förderung im Detail:

Produktionsförderung

DAS SAMS UND DIE UNGLAUBLICHE VERWANDLUNG DES ÜBERAUS SCHÜCHTERNEN BRUNO TASCHENBIER
Produktion: Tradewind Pictures GmbH
Regie: Ali Samadi Ahadi
Drehbuch: Thomas Springer nach den Romanen von Paul Maar
Förderung: 600.000 Euro
Bruno Taschenbier lebt unscheinbar unter dem Radar und wird sowohl von seiner Vermieterin als auch von seinem cholerischen Chef malträtiert. Doch eines SAMStages springt ihm das freche, laute, liebenswerte Sams in die Arme, das mit seinen Wunschpunkten jeden Wunsch umgehend in Erfüllung gehen lässt. Bald erkennt Bruno, dass wahre Erfüllung nicht durch materielle Wünsche erreicht werden kann, sondern durch Freude am Leben, zwischenmenschliche Beziehungen und Selbstakzeptanz. Die Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers erhielt bereits FFA-Treatmentförderung.

DIE JAHRE MIT DIR
Produktion: Komplizen Film GmbH
Regie: Caroline Link
Drehbuch: Caroline Link
Förderung: 560.000 Euro
Fanny und Alex haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam: Sie ist eine engagierte Klimaaktivistin aus einem Arbeiterhaushalt und er ein wohlhabender Jurastudent. Und doch ist da diese Nähe und Anziehung. Sie werden ein Paar. Aber ihre politischen Unterschiede sorgen immer wieder für Streit. Ist Liebe genug, um miteinander glücklich zu werden?

HERKUNFT
Produktion: UFA Fiction GmbH
Regie: Soleen Yusef
Drehbuch: Senad Halilbašić nach dem Roman von Saša Stanišić
Förderung: 560.000 Euro
Der 40-jährige Saša begleitet seine demenzkranke Großmutter Kristina auf dem Weg in ihr Heimatdorf und durch ihre schwindende Erinnerung. Zu einer anderen Zeit muss Saša, 12 Jahre alt, mit seiner Familie nach Ausbruch des Bosnienkrieges in Deutschland seine neue Heimat finden. Ein tragikomischer Film über Erinnerung, das Geschichtenerzählen, die Unmöglichkeit des Ankommens und den ersten Zufall in unserer Biografie – unsere Herkunft.

DIE ÄLTERN
Produktion: Constantin Film Produktion GmbH
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Jan Weiler, Doron Wisotzky, Katharina Brauer, Robert Gold nach dem Roman von Jan Weiler
Förderung: 520.000 Euro
Ein Schriftsteller in der Midlife- und Ehekrise, überfordert von seinen erwachsen werdenden Kindern und unfähig, Veränderungen anzunehmen, lernt eine andere Frau kennen. Ein bisschen halbherzig und unfreiwillig komisch versucht er, mal etwas anders zu machen.

EXTRAWURST
Produktion: Lieblingsfilm GmbH
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch: Dietmar Jacobs, Moritz Netenjakob
Förderung: 520.000 Euro
In einem Tennisclub in der deutschen Provinz wird unter der unangefochtenen Leitung von Heribert das anstehende Sommerfest diskutiert: Für Erol, das einzige muslimische Clubmitglied, soll ein Extragrill angeschafft werden – und das weckt Empfindlichkeiten. Schnell geht es um allerlei gesellschaftliche und private Verwicklungen, und die eskalierende Diskussion führt den Verein an den Rand der Auflösung.

KEEP HER QUIET
Produktion: Schubert Film GmbH
Regie: Franz Böhm
Co-Regie: Suli Kurban
Drehbuch: Samuel Gheist, Suli Kurban, Franz Böhm
Förderung: 350.000 Euro
Gülmira, eine uigurische Journalistin in Washington DC, riskiert alles, um das Verschwinden ihres Volkes in Nordwestchina ans Licht zu bringen. Maryam flieht aus einem brutalen Internierungslager. Nur unter enormen persönlichen Opfern kann es den beiden Frauen gelingen, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu erringen.

CHECKER TOBI UND DIE HEIMLICHE HERRSCHERIN DER ERDE (AT)
Produktion: megaherz GmbH
Regie: Antonia Simm
Drehbuch: Antonia Simm
Förderung: 300.000 Euro
Tobi entdeckt eine vergessene Rätselfrage aus seiner Kindheit: Wer hinterlässt die größten Spuren im Erdreich? Die Suche führt ihn nach Madagaskar, Spitzbergen und Mexiko. Als er erkennt, was all diese Orte verbindet, kann er seinem achtjährigen Ich endlich die Antwort liefern ...

DIE ASSISTENTIN
Produktion: COIN FILM GmbH
Regie: Jutta Brückner
Drehbuch: Jutta Brückner
Förderung: 300.000 Euro
Als erfolgreiche Archäologin macht Ursula Scheuner den sensationellen Fund einer Moormumie; beim Ausräumen des Hauses ihrer verstorbenen Mutter drohen verdrängte Erinnerungen sie jedoch aus der Bahn zu werfen. Plötzlich taucht mit Mel eine neue Assistentin auf, die sich nicht nur mit Moormumien auszukennen scheint, sondern auch erstaunlich viel über Ursulas Familie weiß. Sie lotst Ursula geschickt durch ein Netz vergangener Erlebnisse und deckt dabei ein lang gehütetes Familientrauma auf. Aber auch Mel hinterlässt mysteriöse Spuren – und damit neue Rätsel für Ursula.


Drehbuchförderung

ANELA & SILAN (AT)
Autorin: Tamara Denić
Produktion: Weydemann Bros. Film GmbH
Förderung: 25.000 Euro
Die junge Serbin Anela nimmt einen Job als Krankenpflegerin in Hamburg an, um ihren Bruder Silan und die kranke Mutter in Belgrad zu unterstützen. Während für Anela in Deutschland ein neues, queeres Leben beginnt, lebt Silan in seiner persönlichen Hölle aus Einsamkeit und Perspektivlosigkeit. Als Silan sich rechtsradikalen Hooligans anschließt, kehrt Anela nach Hause zurück, und die Familie versucht noch einmal zusammenzufinden.

BRUNNENSTRASSE
Autorin: Mara Eibl-Eibesfeldt nach dem Roman von Andrea Sawatzki
Produktion: Producers at Work Film
Förderung: 25.000 Euro
Schonungslos und mit tragikomischem Humor setzt sich Andrea Sawatzki in ihrem autobiografischen Roman mit ihrer Kindheit als Tochter einer berufstätigen Mutter und eines demenzkranken Vaters auseinander.

DER BRAND
Autor*innen: Annika Pinske, Johannes Flachmeyer
Produktion: ROW Pictures GmbH
Förderung: 25.000 Euro
Rahel, Psychologin, und Peter, Literaturprofessor, hüten den Hof von Freunden in der Uckermark. Seit die Kinder aus dem Haus sind, müssen sie ihre Beziehung neu definieren, und Rahel konfrontiert Peter mit der Frage, ob er noch mit ihr zusammen sein möchte. Als die erwachsenen Kinder sie auf dem Hof besuchen, spiegeln sich die Konflikte innerhalb der Familie wider.

DERSELBE MOND
Autorinnen: Lara Schützsack, Bettina Blümner nach dem Roman von Lara Schützsack
Produktion: hazel eyes Fiction
Förderung: 25.000 Euro
Die Welt der dreizehnjährigen Magdalena ist aus den Angeln: Seit der Trennung ihrer Eltern pendelt sie zwischen zwei Haushalten, ihre beste Freundin interessiert sich plötzlich für Lippenstifte und den schönen Felix, und ihr Selbstbewusstsein spielt Verstecken mit ihr. Da lernt sie die blauhaarige November kennen, die sich um das, was andere über sie denken, nicht kümmert und für Magdalena alles noch komplizierter macht – und schön.

LIEBIGSTRASSE 34 – HINTER DEN BARRIKADEN
Autorin: Guénola Chicot-Guérin
Produktion: Amard Bird Films (Alamillo & Klümper GbR)
Förderung: 25.000 Euro
Dokumentarfilm über das queer-feministische Hausprojekt Liebig 34 in Berlin-Friedrichshain, die Kündigung nach Jahrzehnten, und Proteste und Aktionen gegen Gentrifizierung – ein Rückblick auf die Geschichte der Besetzungen nach dem Mauerfall bis hin zur aktuellen Berliner Wohnungspolitik.


Treatmentförderung

CHAPLIN IN BERLIN
Autor: Robert Thalheim
Förderung: 10.000 Euro
Während eines mehrtägigen Besuches in Berlin 1931 ist Charlie Chaplin in einer Schaffenskrise, doch nach einer folgenschweren Begegnung entwickelt er die Idee für seinen ersten Tonfilm: „Der Große Diktator“ wird den Lauf der Geschichte beeinflussen und zum vielleicht wichtigsten Film aller Zeiten.

DER BESCHEID
Autor: Ognjen Sviličić
Förderung: 10.000 Euro
Eine jüdische Familie mit zwei Teenagern in der Pubertät erhält 1941 in Zagreb einen Bescheid: Sie müssen sich bei den Behörden melden. Die Mutter hält das für unklug und versucht, ihre Familie zu retten.

DIE AUSLÄNDERIN
Autor*innen: Aslı Özge, Lucas Thiem
Produktion: Zeitsprung Pictures
Förderung: 10.000 Euro
Die junge Reinigungskraft Elif will sich in den 80er Jahren nicht länger mit der Ungerechtigkeit abfinden, die Gastarbeitende in Deutschland täglich ertragen müssen. Sie kämpft um Aufmerksamkeit – auf der Arbeit, auf der Straße und in der öffentlichen Wahrnehmung. Weil niemand sie erhört, geht sie bis zum Äußersten.

FANNY M. – SONGS WITHOUT WORDS
Autorin: Constanze Klaue
Produktion: Flare Film GmbH
Förderung: 10.000 Euro
Die Pianistin und Komponistin Fanny Mendelssohn Bartholdy musste zeitlebens gegen familiäre wie gesellschaftliche Widerstände ankämpfen, um sich aus dem Schatten ihres berühmten Bruders Felix zu befreien.

NACHWEHE (AT)
Autorin: Holly-Jane Rahlens
Förderung: 10.000 Euro
Im unmittelbaren Nachkriegs-Berlin muss eine polnisch-jüdische Holocaust-Überlebende, die nicht allein für ihr neugeborenes Kind sorgen kann, in einem Lager für Displaced Persons ihr Misstrauen und ihre Kriegserfahrungen überwinden, während eine von den Alliierten engagierte deutsche Frau ihr bei der Pflege des Kindes helfen soll.

NATASHA – VON LIEBE, LUST UND KRIEG
Autorin: Maja Classen
Produktion: POISON GmbH
Förderung: 10.000 Euro
Der Dokumentarfilm begleitet die Lebensreise der ukrainischen Designerin und Pleasure-Aktivistin Natasha von ihrer behüteten Kindheit auf der Krim über ihre sexuelle Befreiung in Charkiw und die Flucht vor dem Krieg bis zur Neuerfindung in Berlin.

PAARTANZ (AT)
Autoren: Nicolas Woche, Jan-Peter Horstmann
Produktion: X-Filme Creative Pool GmbH
Förderung: 10.000 Euro
Caro und Marc müssen ihre Ballettkarriere altersbedingt beenden. Sie hat einen neuen Job als Choreographin, und er will mit seinem Lebenspartner Yves endlich nach Paris ziehen – doch dann will Caro ein Kind von Marc.

SHE CHEF
Autor*innen: Johanna Thalmann, Moritz Binder
Produktion: Horse&Fruits Filmproduktion München
Förderung: 10.000 Euro
Die junge Köchin Agnes will sich beim besten Koch des Landes einen Platz in der Sterneküche erkämpfen. Aber alte männliche Hierarchien und Ellenbogentechnik will sie dafür nicht in Kauf nehmen: Kann man beste Qualität auch ohne Druck erzeugen?

Drehbuchfortentwicklung

ONE NIGHT IN KABUL
Autorinnen: Feo Aladag, Theresa Breuer
Produktion: Independent Artists GmbH
Förderung: 72.187 Euro
Als die Taliban die Macht in Afghanistan übernehmen, beschließt eine junge deutsche Journalistin, ihre Freundinnen in Kabul nicht im Stich zu lassen. Ihre heikle Rettungsmission ist nicht nur ein Kampf gegen die Zeit, sondern auch gegen westliche Bürokraten, die nach 20 Jahren Krieg in Afghanistan ohne ihre Verbündeten abziehen wollen. Das Projekt erhielt bereits FFA-Drehbuchförderung.


Genderübersicht* – Produktionsförderung:
35 Anträge
, davon
24 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
21 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin
21 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin

8 geförderte Projekte, davon
5 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
5 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin

4 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin

Genderübersicht* – Drehbuchförderung:
68 Anträge
, davon
31 von/mit Beteiligung einer Autorin

14 geförderte Projekte, davon
11 von/mit Beteiligung einer Autorin

*Angaben zu Anträgen und Bewilligungen enthalten Widersprüche

Die letzte reguläre Sitzung der Kommission für Produktions- und Drehbuchförderung nach dem FFG 2024 findet am 10. und 11. Dezember 2024 statt. Die vorläufigen Einreich- und Sitzungstermine für 2025 für die neue jurybasierte Filmförderung des Bundes sind auf der FFA-Website veröffentlicht.

Alle Förderentscheidungen des laufenden Jahres finden Sie hier.

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