FFA-Vorstand Peter Dinges zum Tode von Margaret Ménégoz: „Grande Dame der deutsch-französischen Film-Freundschaft“

Pressemitteilung vom 12.08.2024

Margaret Ménégoz, bedeutendste Produzentin und Verleiherin des französischen Kinos und Wegbereiterin der filmischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich, ist am 7. August im Alter von 83 Jahren verstorben.

„Die Nachricht vom Tod von Margaret Ménégoz hat die FFA und mich persönlich sehr getroffen“, erklärt FFA-Vorstand Peter Dinges. „Margaret Ménégoz hat Regisseur*innen, Produzent*innen, Filmemacher*innen und Politiker*innen aus Europa, aus Frankreich und natürlich und besonders aus Deutschland inspiriert – inspiriert für das Kino, inspiriert zu neuen Ideen, zum Nachdenken – vor allem aber zur Zusammenarbeit über alle nationalen Grenzen hinweg.

Margaret Ménégoz war die Grande Dame der deutsch-französischen Film-Freundschaft. Ohne sie wäre die erfreulich vitale deutsch-französischen Zusammenarbeit im Kulturbereich nicht die Selbstverständlichkeit, die sie heute ist. Aber ihr Wirken geht weit über Deutschland hinaus, denn sie war zutiefst überzeugte Europäerin.

Als Verleiherin hat Margaret Ménégoz dem deutschen Film schon seit den siebziger Jahren wichtige Impulse gegeben und die ‚nouvelle vague allemande‘ nach Frankreich geholt. Fassbinder, Schlöndorff, von Trotta, Wenders, später unter vielen anderen auch Christian Petzold, haben sich dank ihr in Frankreich ein breites und begeistertes Stammpublikum erschlossen.

Inspiriert hat Margaret Ménégoz auch den Nachwuchs; dank ihr wurde der deutsch-französische Entwicklungsfonds für junge Filmproduzent*innen ins Leben gerufen, den sie in Frankreich durchgesetzt hat, was nicht einfach war. Dieser Nachwuchs von damals ist heute der Kern der deutsch-französischen Filmakademie, deren langjährige Präsidentin sie war.

Ich erinnere mich an eine Fördersitzung der Auswahlkommissionen des deutsch-französischen Minitraités vor vielen Jahren unter ihrer Leitung. Wie üblich diskutierten die deutschen Jurymitglieder wirtschaftliche Aspekte der Projekte: die Höhe der Budgets, die zu erwartenden Besucherzahlen und so fort. Den französischen Jurymitgliedern, die neu in der Runde waren, erklärte sie: ‚So ist das, die Deutschen reden gerne über Zahlen. Wir Franzosen kennen das so nicht. Wir fördern einfach nur gute Filme. Aber am Ende – und das ist das Schöne – kommen wir Franzosen und die Deutschen doch zu den gleichen Ergebnissen.‘ Dass das so ist, war und ist das Verdienst von Margaret Ménégoz.

Als Brückenmensch hat Margaret Ménégoz Frankreich, Deutschland und Europa verbunden und dem deutsch-französischen Film und seinem Nachwuchs eine gemeinsame Zukunft gegeben. Dafür danke ich ihr von ganzem Herzen!

Merci pour tout ce que tu as accompli.“


Margaret Ménégoz wurde 1941 als Ungarndeutsche in Budapest geboren, ist in Baden-Württemberg aufgewachsen und begann ihre Laufbahn in den 1970-er Jahren bei der französischen Les Films du Losange, die sie 46 Jahre leitete. Ihre Filmographie umfasst mehr als 60 Titel, neben wichtigen Werken der französischen Nouvelle Vague auch viele deutsch-französische Koproduktionen wie „Der amerikanische Freund“ von Wim Wenders, „Liebe“ und „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“ von Michael Haneke oder „Undine“ von Christian Petzold. Sie wurde vom „Oscar“ bis zur Goldenen Palme mit den bedeutendsten nationalen und internationalen Filmpreisen ausgezeichnet. Für ihr Wirken wurde sie 2012 zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt und 2023 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

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